Die Jungbläserausbildung
Warum selbst ausbilden?
Auch wenn es heute in vielen Schulen sogenannte "Bläserklassen" gibt, kommt der Ausbildung im eigenen Chor eine ganz zentrale Bedeutung zu. Nur so hat man die Möglichkeit, gezielt soviel Nachwuchs auszubilden, wie im Chor auch benötigt wird. Außerdem können die Kids während der Ausbildung auch schonmal in den Chor "reinschnuppern" oder auf Ausflüge und Freizeiten mitgenommen werden und werden dadurch fester an den Chor gebunden. Gerade wenn sie in die Pubertät kommen, gilt es vor den Klassenkameraden oft nicht als besonders "cool", in einem kirchlichen Chor und nicht in einer Band etc. zu spielen. Hier ist es wichtig, daß sie dann für sich selbst und für andere begründen können, warum ihnen das trotzdem großen Spaß macht. Hier ist es hilfreich, wenn man sich auch als Posaunenchor an moderne Musik "wagt" und sich auch an den nichtkirchlichen Festen der Gemeinde mit einbringt. Die Erfahrung zeigt, daß man auf diese Weise sogar Freunde der Jungbläser als neue Jungbläser gewinnen kann. Es bietet sich trotzdem an, zu den Bläserklassen einen guten Kontakt zu halten, weil diese oftmals nur in den unteren Jahrgangsstufen angeboten werden und die Kinder danach zwar ein Instrument spielen können, aber oft nicht wissen, wo sie dieses jetzt weiter in einer Gruppe blasen können. Erfahrungsgemäß können Kinder, welche die transponierende Schreibweise gelernt haben, schnell auf die klingende Schreibweise umlernen. Man sollte sie deshalb nur Anfangs mit umgeschriebenen Noten versorgen, damit sie nicht gleich die Lust verlieren (vg. Menüpunkt "Transponieren").
Was ist das richtige Alter für Kinder zum Anfangen?
Für das Erlernen eines Blasinstrumentes sollten die Kinder schon etwas älter sein und nach Möglichkeit auch vorher schon ein anderes Instrument im Rahmen der musikalischen Früherziehung erlernt haben, da sich Erfolgserlebnisse nicht unbedingt schon nach den ersten Proben einstellen werden.

Folgende Punkte sollten beachtet werden:

Bei einem Blasinstrument haben die Zähne einen sehr wichtigen Anteil am Ansatz, weil die Schneidezähne eine Fläche bilden müssen. Deshalb sollten die oberen Schneidezähne und Eckzähne bereits voll ausgebildet sein. Natürlich würde das auch mit Milchzähnen funktionieren, es würde dann aber eine lästige Pause beim Zahnwechsel entstehen, in welcher das Kind meistens die Lust verliert.
Das Gewicht, besonders einer Posaune, sollte nicht unterschätzt werden. Blasen über einen längeren Zeitraum fordert von einem Kind schon einiges an Kraft, Lungenvolumen und Kondition.
Anfangs wird die Armlänge eines 9-jährigen Kindes nicht ausreichen, um die unteren Zugpositionen einer Posaune erreichen zu können. Dies stellt jedoch kein größeres Problem dar, da die Züge und neuen Töne nicht alle auf einmal gelernt werden und das Kind (wörtlich genommen) da reinwächst.
Sollte bei sehr kleinen Kindern das Gewicht einer Trompete auf Dauer zu schwer sein, bietet es sich an, für die Ausbildung eine "Taschentrompete" zu nehmen, weil bei dieser trotz gleicher Intonation der Schwerpunkt nicht so weit weg vom Körper liegt (siehe Menüpunkt "Trompete").
Zusammenfassend kann man sagen, daß das ideale Einstiegsalter für das Erlernen eines Blasinstrumentes bei ungefähr 9-12 Jahren liegt.

Der richtige Ausbilder - wer macht die Ausbildung?
Es bietet sich an, dass die Jungbläserausbildung dem Chorleiter abgenommen und von erfahrenen Bläsern des jeweiligen Instrumentes durchgeführt wird. Didaktisch ist es sehr vorteilhaft, wenn der Lehrer dem Schüler einzelne Stellen vorspielen kann. Es ist dabei nicht so kritisch, wenn Lehrer und Schüler unterschiedliche Instrumente spielen (Trompete/Posaune), da die oktavierten Töne schon nach kurzer Zeit vom Schüler nicht mehr wahrgenommen werden. Im Gegensatz zum Vorsingen können aber die verschiedenen Artikulationsarten, die Tonveränderungen durch Anheben und Absenken des Zungengrundes etc. nur mit einem Blasinstrument vernünftig vorgespielt werden.

Folgende Eigenschaften sollte ein guter Ausbilder mitbringen:

Er sollte sich mit der Psyche von Kindern auskennen. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen und sollten deshalb auch nicht als solche behandelt werden.
Er sollte mit gutem Vorbild vorangehen (gerade sitzen, gute Stütze etc.).
Kinder brauchen Kontinuität, deshalb sollte der Ausbilder nach Möglichkeit für die gesamte Dauer der Ausbildung zur Verfügung stehen und auch später im Chor noch als Ansprechpartner da sein.
Der Ausbilder solte den Schüler motivieren können und ihn loben, wenn etwas gut geklappt hat.
Ein guter Ausbilder fordert seinen Schüler, aber er überfordert ihn nicht. Er muss erkennen, wenn er zuviel auf einmal verlangt hat oder wenn der Schüler mal einen schlechten Tag hat und sich dann darauf einstellen können.
Der Unterrichtsablauf sollte klar gegliedert werden und der Sinn von den einzelnen Übungsmaßnahmen und Einheiten sollte dem Schüler erklärt werden.
Ein guter Ausbilder kann auch eigene Fehler vor seinem Schüler zugeben, ohne dadurch sein Gesicht zu verlieren.
Der Ausbilder sollte einen guten Kontakt zu den Eltern seiner Schüler haben und diese mit in die Ausbildung einbinden und über aktuelle Fortschritte und Probleme auf dem Laufenden halten.
Es ist sehr hilfreich, wenn man es als Ausbilder schafft, ein Vertrauensverhältnis zu dem Schüler aufzubauen. Wenn diesem etwas auf dem Herzen liegt, sollte man zuhören können und sich Zeit dafür nehmen, auch wenn es vielleicht mal nichts mit dem Thema Posaunenchor zu tun hat. Man wird dafür später einen umso motivierteren Schüler vorfinden und die "verlorene" Zeit schnell wieder wettmachen.

Manchmal kann man dann auch am Übungsraum sehen, dass es den Anfängern Spaß macht: